In der Krise hat sich nun sehr deutlich gezeigt, dass die Digitalisierung an Deutschlands Schulen noch nicht ganz angekommen ist.
Liebe Freundinnen und Freunde der Codingschule junior,
wir hoffen, ihr habt die letzten Wochen und Monate gesund überstanden. Die Ausnahmesituation und die täglich neuen und teils widersprüchlichen Informationen haben uns alle verunsichert. Die Schulsituation hat die meisten Familien vor große Herausforderungen gestellt, und nach wie vor gibt es verschiedene Informationen, wie es nach den Sommerferien weitergehen soll.
In der Krise hat sich nun sehr deutlich gezeigt, dass die Digitalisierung an Deutschlands Schulen noch nicht ganz angekommen ist. Es taten sich zahlreiche Felder auf, an denen noch „Luft nach oben“ ist. Bemängelt wurden unter anderem die fehlende technische Infrastruktur, die dadurch ungeklärte Datenschutzsituation und auch die mangelnden digitalen Kompetenzen vieler Lehrkräfte.
Strukturelle Probleme
Die Probleme sind hausgemacht und von struktureller Art. Es gibt ein jahrzehntelanges Versäumnis von Reformen und Investitionen, sowohl von Bundes- als auch von Landesebene her. Deutschland geht es wirtschaftlich gut, trotz maroder Schulgebäude, trotz Lehrermangel und ohne WLAN an Schulen. Der Schmerz war nicht stark genug, als dass die Politik unliebsame Reformen anstieß oder richtig Geld in die Hand nahm.
Natürlich darf man da verwundert sein, wenn innerhalb weniger Monaten dann Transferleistungen historischen Ausmaßes in die Wirtschaft gepumpt werden können. Sicherlich handelte es sich um eine Ausnahmesituation und die Verschuldung ist enorm gestiegen, dennoch: Es wäre durchaus möglich, recht zügig und unbürokratisch Investitionen in die Schulbildung zu tätigen.
Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern
Warum geschieht das nicht? Ein Grund hierfür ist sicherlich der Föderalismus und die Landeszuständigkeiten für Schulbildung. 16 Bildungsministerinnen und -minister der Länder können tatsächlich genau das Gleiche beschließen und dann werden diese Beschlüsse 16 Mal ganz ähnlich umgesetzt. Zum Thema Digitale Bildung orientieren sich Schulen in Nordrhein-Westfalen an dem Medienpass NRW, in Bayern heißt dieser Medienführerschein Bayern und behandelt die gleichen Themen. Ist Digitalisierung in Bayern etwas anderes als in NRW? Funktioniert das Internet in 16 Bundesländern jeweils anders? Die Dringlichkeit ist gegeben, alte Strukturen zu überprüfen und schneller zu handeln.
Schule geht uns alle an
Erinnert ihr euch an den Digitalpakt Schule? Er wurde 2016 von der Bildungsministerin Wanka vorgestellt. Anfang 2020 wurden die ersten Gelder abgerufen. Damit der Digitalpakt geschlossen werden konnte, musste erst das Grundgesetz geändert werden. Danach musste jedes Land eine Förderrichtlinie erstellen, jede Schule einen Medienplan usw. Das hat alles mehr als drei Jahre gedauert. Drei Jahre, in denen die Welt noch digitaler geworden ist.
Die Krise hat gezeigt, dass die Digitalisierung der Schule nicht weiter warten darf, denn Schule geht uns alle an. Eine demokratische Gesellschaft wie eine starke Wirtschaft brauchen kluge souveräne Köpfe, die sich kompetent und mündig in der realen und digitalen Welt bewegen können.
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